In meinem Post „Hallo HR – mehr Selbstbewusstsein bitte“ , habe ich mir vor ein paar Monaten schon einmal Gedanken zum Thema HR als Business Partner gemacht. Dabei ging es mir auch darum zu zeigen, welche Rolle HR einnehmen kann und meiner Meinung nach auch sollte.
Seit dem ersten Post ist ein wenig Zeit vergangen.Ich habe sogar ein kleines Interview auf Arbeitgebermarkenfreunde.de bekommen. Als ich dieses Interview auf meinem Facebook-Account gepostet habe, ist etwas spannendes passiert.
Ich nutze meinen Facebook-Account eigentlich ausschließlich für meinen privaten Bedarf an Katzengifs und Nörgelposts. Viele meiner Facebookfreunde, die ich bisher wenig bis gar nicht mit meinem Job belästigt habe, sind über den Begriff der „Human Resources“ und der „HR-Szene“ gestolpert. Zu letzterem: Was will machen – in Berlin ist halt alles, was mehr als 3 Personen beinhaltet, direkt eine Szene.
Aber viel schlimmer als das Szene-Gedängel wurde der fordistisch geprägte Begriff der „Human Resources“ ansich bewertet. Nunja. Es ist ein Begriff, mit dem auch ich meine Probleme habe – aber immerhin ist er in meinem Verständnis besser als das deutsche „Personalwesen“, das bei mir irgendwie immer Assoziationen von grünen Marsmenschen hervorruft.
Davon abgesehen, dass man sicherlich grundsätzlich über den Sinn und Zweck von fremdbestimmter Lohnarbeit endlos diskutieren kann (vor allem auf meiner Facebook-Pinnwand), hat mich das Thema der Begrifflichkeiten doch nicht mehr los gelassen.
Was geistert heute eigentlich so an Bezeichnungen durch die Welt, wenn der klassische „HR Manager“ oder „Personaler“ nicht mehr den Zeitgeist widerspiegelt?
Meine Top-oder-Flop 5 neue Jobtitel in einem sehr subjektiven Best of-Mix:
1. Der Feelgood-Manager
Der für mich absurdeste Begriff, über den ich in Zusammenhang mit HR-Jobs öfter gestolpert bin, ist der des „Feelgood Managers“. Es gibt bereits diverse Artikel über Menschen, die unter dieser Jobbezeichnung ihren Traumberuf gefunden haben. Das will ich auch gar nicht schlecht reden. Ich habe aber auch schon Jobanzeigen gesehen, die unter diesem Begriff eigentlich einen HRler suchten.
Der Jobtitel hat natürlich dennoch einen Kern, der wichtig ist: Wenn die Funktion des „Personalers“ nur einem Selbstzweck gehorcht, dann ist sie fehl am Platz. Sie ist in meinen Augen dazu da, bestimmte Sichtweisen und Prozesse im Unternehmen zu etablieren, um Dinge zu erleichtern, greifbarer zu machen und die Unternehmenskultur positiv zu beeinflussen.
HR – ich bleibe mal bei dem schön kurzen Begriff, ist ganz klar eingesetzt, um die Belange des Unternehmens zu vertreten. Aber es ist eben auch den Mitarbeitern verpflichtet. Eine Zwitter-Situation, die insbesondere bei der unangenehmeren Sorte von Gesprächen nicht glücklich macht. Aber – und deshalb sehe ich mich persönlich nicht primär als „Feelgood Manager“ – es gehört zum Job eben auch dazu, diese Situationen, die nichts mit Feelgood, zu tun haben, entsprechend auszuhalten und zu begleiten.
Es ist natürlich sehr viel angenehmer, das Bonusschreiben zu überreichen als die Abmahnung, aber beides gehört (noch) zum Berufsbild dazu. Man braucht Empathie und Fingerspitzengefühl. Deshalb ist es – und damit zeige ich mich ein bisschen versöhnlich mit dem Begriff – nicht falsch zu sagen, dass HR auch die Rolle hat, sich darum zu bemühen, die „Vibes“ im Unternehmen gut zu halten, Missstimmungen zu erkennen und auch anzusprechen. Aber in keinem Unternehmen gibt es nur Friede, Freude, Eierkuchen. Auch und gerade wenn sich alle lieb haben, gibt es Spannungen.
Also, vielleicht doch eher der „Let’s-Work- on- the- Feelgood Manager“ als nächster Jobtitle?
2. People Operations Manager
In guter postfordistischer Manier hat man hier einen Begriff, der immerhin von Menschen spricht (und nicht von Humanen Ressourcen). In dem Jobtitel stecken zwei Dinge: Menschen und „Operations“ – ein Begriff, der so weit definiert ist, dass irgendwie alles darunter fallen kann: Prozesse, Geschäftsausrichtung, den Betrieb am Laufen halten…
Also im Grunde wird vom Begriff her in meinen Augen nichts Neues assoziiert, wenn man den Begriff des „Human Resources Management“ gegenüber stellt.
3. Staff Manager
Dann bitte lieber bei HR bleiben!
Referiert vor allem auf den Bereich der Mitarbeiterdisposition und ist eher so Marke Abteilungsleiter in einem Handelsunternehmen. Klingt schon sehr nach Autorität und Hinterzimmer-Büro ohne Fenster.
4. People & Organisation Manager
Für mich ein moderner Begriff im Sinne der Weiterentwicklung von HR. „Human Resources“ werden zu „People“ und dass man als HRler (zumindest als etablierter Partner) einen entsprechenden Einfluss auf die Organisationsgestaltung und
-entwicklung haben sollte, wird hier nochmal deutlich hervorgehoben. Der Anspruch gefällt mir.
5. Employee Experience Manager
Airbnb hat nun angeblich (wenn man den reißerischen Überschriften im Netz glauben mag) HR einfach knallhart abgeschafft und stattdessen den „Global Head of Employee Experience“ eingestellt.
In meinen Augen ist das mit dem abgeschafft so nicht ganz richtig. Liest man sich die Berichte dazu durch, bekommt man eher das Gefühl, dass die Funktion HR im Unternehmen neu justiert wurde.
„Experience Manager“ klingt für mich erstmal ein bisschen wie jemand, der sich in Disneyland darum kümmern soll, dass das Erlebnis dort so magisch wie möglich wird und man bloß nicht mit irgendwelchen Alltäglichkeiten belästigt wird. Kaugummi am Schuh oder in der Schlange stehen – solche Banalitäten weiß einem der „Experience Manager“ sicherlich vom Halse zu halten.
Aber nun sind wir nicht in Disneyland, sondern in einer sehr dynamischen Unternehmenskultur, die sich wünscht, dass das Unternehmen mehr darstellt als einen reinen Arbeitsplatz, mit dem man sein Geld verdient.
Die Vision scheint umfassender zu sein. Dem Mitarbeiter einen Erlebnis- statt Arbeitsort bieten, zu dem man gerne kommt, ohne Einschränkungen sein Bestes geben kann und von dem man am liebsten gar nicht mehr weg möchte.
Meine weitere Assoziation zu dem Begriff des „Employee Experience Managers“ ist die Rolle von Ex-HR als „Vordenker“: Was braucht der Arbeitnehmer jetzt und in Zukunft, um sich sich wie in „Magic Kingdom“ zu fühlen?
Hierzu braucht es visionäre „Personaler“, die vielseitig und schnell agieren können. Ebenso braucht es schlanke Prozesse, die auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Aber es braucht auch weiterhin die Funktionen, die den Admin-Anteil entsprechend geräuschlos erledigen, um dem Mitarbeiter das Gefühl zu geben, dass er immer in guten Händen ist.
Im Grunde drückt der Begriff das aus, was sich jedes Unternehmen mittlerweile wünscht: Den berühmten Geschäftspartner auf Augenhöhe, der aber nicht nur visionär denkt, sondern auch die adhoc-Probleme erkennt und geräuschlos löst. Eigentlich also ein sehr schöner Jobtitel – wäre da nicht dieser Mickey Mouse-Effekt.
Es bleibt also spannend im Jobtitel-Wald:
Welcher der Jobtitel wird bald aussterben? (Hoffentlich der Feelgood-Manager!), Welcher wird sich durchsetzen? (Bleibt es doch bei HR im großen Ganzen?)
Und welche Bezeichnungen werden neu hinzukommen? (Wie wäre es mal mit dem People and Culture Developer – dann haben wir bald eine PCD-Szene).
Es lohnt sich, dran zu bleiben!
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