„Wie machst du das immer alles bloß?“ – ich habe keine Ahnung, wie oft mir diese Frage schon gestellt wurde. Arbeiten, Buch, Blog, Vortrag, Posting, dies, das, Ananas. Meine immer gleiche Antwort: Ich hab selbst keine Ahnung. Und: Es ist nicht einfach und ganz sicher auch nicht sonderlich erstrebenswert.
Es ist ja nicht so, dass diese Produktivität immer das Ergebnis einer „das pack ich jetzt mal an“-Stimmung von mir ist. Manchmal hab ich das Gefühl „es muss jetzt mal wieder sein“ (so wie gerade) – und dann hab ich auch fast immer ein Thema, das mich gerade umtreibt. Manchmal beginne ich dann aber auch eher unstrukturierter mit dem Schreiben oder dem Nachdenken – und dann wird es doch oft ein ganz anderer Artikel als geplant. Manchmal verliere ich mich darin und- schwupps – sind wieder drei Stunden um. Manchmal würde ich wirklich besser mal entspannen und ne Runde Kniffel in der App spielen (Vorsicht: Suchtpotenzial!) – aber auch da will ich doch schon gerne mal gewinnen. Schwupps! Wieder sind drei Stunden um.
Nichtstun als Challenge
Ich kann das also nicht so gut. Ich kann nicht so super gut „nichts tun“ und das ist auch ein Problem. Und je mehr ich mich umgucke, desto mehr erkenne ich dieses Problem vermeintlich auch bei anderen. So fühle ich mich zumindest weniger allein mit diesem Thema.
Durch das Homeoffice und die soziale Distanzierung sind viele momentan in Bubbles gefangen, die Produktivität als Lebensinhalt propagieren: Da wird gebacken, genäht, aufgeräumt, geheimwerkelt, gewaschen, gefärbt…“Self-care“, „Home-Spa“…Beim Blick auf die neu gestalteten Wohnzimmer und Balkone kann man schon mal neidisch werden. Aber ist das wirklich die Realität und dringend erstrebenswert?
Ich sag mal so: Wahrscheinlich trägt die Realität mittlerweile eher Jogginghose, klickt sich lustlos durch Youtube-Workout-Videos und bestellt sich dann aus Frust erst mal eine Pizza mit extra Käse.
Produktivität neu gedacht
Was vielen Arbeitnehmer*innen momentan bewusst wird: Wie auslaugend 40 Stunden eigentlich sind, wenn man das wirklich hardcore durchziehen will mit der Produktivität. Eine „normale“ Woche bedeutet ja für die meisten Arbeitnehmer*innen auch: Bürozeit ist ja nicht nur Arbeitszeit. Wir gönnen uns Pausen – mental und körperlich. Wir machen Mittagspausen – manchmal mehr ausgedehnt, manchmal weniger. Wir socializen, scherzen, beobachten, träumen auch mal, konzentrieren uns…das alles wechselt sich ab. Das alles kennt unser Gehirn und jede*r hat sich auf seine oder ihre Art darin eingerichtet.
Durch Homeoffice ist jetzt aber alles anders. Die Erwartungen an sich selbst und an die eigene Produktivität haben sich aber nicht geändert. Weil wir ja nichts anderes kennen. Nun sollen diese ganzen Sachen also hinfällig sein?! Für Menschen in der Kurzarbeit bedeutet das beispielsweise den Stift früher fallen zu lassen und weniger zu schaffen, als sie es gewohnt sind. Für Eltern bedeutet das nicht selten alles, was man von sich in Sachen Geduldsfaden und Produktivität unter Stress geglaubt hat, über Bord werfen zu müssen. Für alle bedeutet es irgendetwas auszuhalten, zusammenzuhalten, auszubessern, hinzubekommen, mitzumachen, auszuschlagen, neu zu justieren…
Das alleine kostet schon Kraft und fordert vieles von der eigenen Kapazität ab. In diesen besonderen Zeiten den Überblick nicht zu verlieren, das ist schon ein Kraftakt an sich.
Neues Zeitgefühl für ein neues Zeitalter?
Wenn jetzt nichts mehr so ist, wie man es kannte – darf man dann neu denken? Darf man sich überlegen, ob das mit der Kindererziehung und dem Familienleben nicht doch besser klappen würde, wenn man mit der Arbeitszeit zurücktritt? Ob man wirklich drei Mal im Jahr in Urlaub muss, oder ob man nicht lieber auf einen Teil des Gehaltes verzichtet, um echte Zeit miteinander zu verbringen, die nicht willkürlich in zwei bis sechs Wochen auf dem Kalender zusammengequetscht wurde?
Viele Menschen überlegen sich momentan, ob fünf Mal die Woche 9 to 5 wirklich ein lebenswertes Modell ist. Und das ist gut so.
Natürlich müssen wir darauf auch kritisch schauen: Wessen Zeitgefühl ist das eigentlich gerade? Sicher nicht das des Supermarktkassierers oder der Pflege-Angestellten, deren Zeitrechnung sicher eher danach geht, wann sie das Virus dann doch erwischt oder sie einfach umfallen.
Aber es lohnt sich sicherlich, aus seiner Perspektive ein paar Gänge zurück zu schalten und auch mal nichts zu machen. Auch ich hab mir vorgenommen, an den Wochenenden wirklich nichts zu machen. Und rufe jetzt auch öfter mal wieder bei Freund*innen und Familie durch.
Aber weil ihr mich ja kennt: Ich mach natürlich dann doch auch wieder was. Zum Beispiel hab ich am Montag ein Expertinnen-Interview mit Reinhard Krechler von den Leadership-Days aufgenommen.
Er hat mich angesprochen, nachdem er festgestellt hat, dass das Lineup ein wenig mehr Vielfalt vertragen könnte. So bin ich in einer Runde mit vielschichtigen Expert*innen aus DACH bei dem Leadership Days dabei. Die Teilnahme ist kostenlos.
Hier könnt ihr euch kostenfrei anmelden
Nach der Anmeldung bekommt ihr von 12.-15. jeweils eine Mail, in der die aktuellen Video-Interviews 24 Stunden kostenlos zur Verfügung stehen. So könnt ihr euch den Content rauspicken, den ihr interessant findet.

Pro-Tipp: Ich höre sowas ja auch gerne zum Putzen! Ich wäre euch auch nicht böse, wenn ihr zu mir das Klo schrubbt!
Oder wisst ihr was: Macht doch einfach mal nichts dabei! 😉
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