Als Personalentwickler kennt man das: Alljährlich grüßt die Budgetplanung für Weiterbildungsmaßnahmen. Doch wie effektiv ist dieses Training, das ich bereits zum dritten Mal einkaufe, wirklich? Klar, der Name des Anbieters ist nicht unbekannt und wenn es im dritten Jahr läuft, kann es so schlecht doch nicht sein…oder? Hektisch sieht man sich vielleicht nochmal die Bewertungsbögen an, die entweder vom Bildungsanbieter oder von einem sebst erstellt wurden. Wurden da wirklich die richtigem Fragen gestellt? Ist das nun wirklich diese berühmte „Erfolgskontrolle“?
Timo Riedle hat sich mit seinem Team von Evalea zum Ziel gesetzt, die Evaluation von Weiterbildungsmaßnahmen auf das nächste Level zu heben. Gemeinsam mit seinem Mitgründer David Maurer hat er ein System entwickelt, mit dem HRler sowie Trainer ohne großen Aufwand eine digital unterstützte Evaluation und Erfolgskontrolle ihrer Weiterbildungsmaßnahmen anstoßen können.
Das fand ich spannend und deshalb habe ich (nachdem ich mich im Testaccount umgesehen habe) Timo gebeten, mir noch mehr über Evalea zu erzählen.

Lieber Timo, Danke Dir, dass Du Dir Zeit nimmst, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Was würdest Du sagen: Wie ist es um die Weiterbildungsmentalität in Deutschland bestellt?
Meiner Meinung nach sehr gut. Zum einen bedingen Makro-Einflüsse wie Digitalisierung und Globalisierung, dass man kontinuierlich dazu angehalten ist, sich mit neuen Themen zu beschäftigen und diese zu lernen. Zum anderen fördern auch Formate wie Youtube und TedTalks das sich im Privaten viel individuell weitergebildet wird. Dabei wird Weiterbildung nicht mehr zwingend als „lernen müssen“ sondern als „informieren können“ verstanden. Die Lust zu lernen ist sehr groß.
Und wie innovativ (oder oldschool) sind aus Deiner Sicht die Angebote zur Weiterbildung?
Innovative Angebote, z.B. MOOCs (massive open online course), finden immer häufiger den Weg in Unternehmen und lassen unternehmensinterne Wikis schon wieder alt und überholt wirken.
Hier sehe ich die Gefahr, dass die Vorteile älterer Konzepte übersehen werden und eine Verdrängung anstatt einer gesunden Mischung geschieht.
Häufig wird mit dem Credo 70 / 20 /10 versucht alles zu digitalisieren oder „on the job“ zu vermitteln. Leider fehlt aber hierzu oftmals ein durchdachtes Konzept. Zum Jahresanfang haben mir viele PE-Abteilungen versichert dieses Jahr alles „lean“ und informell zu schulen.
In den Gesprächen der letzten Wochen merke ich aber deutlich, dass diese Vorsätze wieder verschwunden sind, da vielen Abteilungen der Mehrwert nicht greifbar genug war. Zusätzlich fehlte oftmals eine Roadmap hinter der Umstellung des Lehrangebots. So befinden sich zwar viele Videos in den Intranets, die Klickzahlen sorgen aber für Enttäuschung.
Wie kamst Du auf die Idee mit Evalea?
Mein Mitgründer David und ich haben uns an der Uni Bayreuth im Zuge eines HR-Forschungsprojekts kennengelernt. Schnell haben wir festgestellt, dass die Verhältnismäßigkeit zwischen Ressourcenaufwand für Weiterbildungen in keinerlei Verhältnis zu der Professionalität und Aussagekraft der Erfolgskontrolle steht.
Ein paar angekreuzte Smileys sollen über den Mehrwert einer Schulungsmaßnahme für mehrere tausend Euro entscheiden – das ist uns bis heute suspekt. Ich verstehe ja schon die Hälfte der Bedeutung der Smileys nicht die mir meine Freunde bei WhatsApp senden.
Deshalb haben wir angefangen uns genauer mit der Thematik der Evaluation zu beschäftigen. Damit sind wir von Anfang an auf offene Ohren und interessierte HR Abteilungen gestoßen, sodass wir die Idee weiterverfolgt haben.

Was bietet mir Evalea als Personalentwickler? Welche Vorteile habe ich davon, Euer Tool einzusetzen?
Mit Evalea bekomme ich als Personalentwickler ein System an die Hand, welches mir als Feedback zum Seminar nicht rückmeldet, dass der Kaffee kalt war, das Hotel zu schlecht oder Bild 4 im E-Learning das alte Firmenlogo beinhaltet.
Vielmehr helfen wir den Unternehmen den langfristigen Nutzen einer Weiterbildungsmaßnahme zu bewerten. Hierfür beinhaltet unser Evaluationsprozess eine automatische Transferbefragung um den tatsächlichen Mehrwert einer Maßnahme am Arbeitsplatz bewerten zu können.
Hierzu liefern wir ein empirisch entwickeltes Fragenset, welches um individuelle Ziele der Teilnehmer ergänzt werden kann. Abgerundet wird die Datenerhebung durch eine kurze Befragung der Führungskraft im Nachgang.
Das klingt nach relativ viel Aufwand?
Klingt erstmal danach – ist es aber nicht!
Da es sich um eine linkbasierte Befragung handelt, ist es einfach zu implementieren. Die PE-Abteilung in der Adminfunktion braucht von der Erstellung bis zum fertigen PDF-Report maximal 10 Minuten.
Versenden, erinnern, auswerten und aufbereiten macht das Tool dann von ganz alleine. Und ja wir sind an alle gängigen LMS anknüpfbar, sodass wir auch Unternehmen unterstützen können die schon etwas weiter sind.
Gerade jetzt zum Jahresende bekommen wir viel Anfragen, da sich wieder die zwei große Frage stellen. 1. Was bringen mir meine Trainings überhaupt und 2. Wie begründe ich mein Budget für nächstes Jahr? Hier liefern wir mit unseren Reports Hilfe und Argumente.
Eure Zielgruppe sind auch Trainer – was genau haben die davon? Ist das nicht auch ein bisschen „Überwachung“ der Arbeitsleistung, die mancher Trainer vielleicht gar nicht möchte?
Ein Trainer, der sein Bestes gibt scheut keine Bewertung – sondern fordert diese ein. Der Trainermarkt in Deutschland ist leider sehr unübersichtlich, da dies keine geschützte Berufsbezeichnung ist und ich mich selbst zum Trainer ernennen kann.
Viele Trainer sind auf uns zugekommen und haben gefragt inwiefern sie unser System auch nutzen dürfen, da die Unternehmen einen Nutzenbeleg einfordern. Sie nutzen unser Trainersystem, um die Qualität Ihrer Maßnahmen zu belegen und den langfristigen Transfer zu gewährleisten.
So können im Nachgang Lernimpulse an die Teilnehmer versendet werden um den Transfer nicht nur zu prüfen sondern auch typenspezifisch zu fördern. Hierbei stehen allerlei Kommunikationskanäle zur Wahl. Vom selbstgedrehten Video bis hin zur kurzen Sprachnachricht die wir von WhatsApp gewöhnt sind. Selbstverständlich gibt es das alles auch als App.

Wie zuverlässig und valide sind die Feedbacks? Ich denke da an die Kategorie „ewiger Nörgler“, die bei Trainings ungerne einen Schritt aus der Komfortzone tun…gibt man denen nicht eventuell zuviel Raum?
In unseren Fragebögen geben wir bewusst auch die Möglichkeit der offenen Fragen, da auch das Feedback von Nörglern einen gewissen Informationsgehalt enthält. Gerade durch die zweite Befragungswelle zur Messung des Transfererfolgs relativiert sich aber oftmals die kritische Stimmung, da der Mensch ja oftmals Unbekanntem skeptisch gegenüber steht. Wenn ein Mitarbeiter sieht, dass die zunächst etwas seltsame Atemübung tatsächlich für Entspannung sorgt bekommt das Training im Nachgang zurecht den positiven Effekt zugeschrieben.
Was Unternehmen auch stark hilft die Nörgler mit ins Boot zu nehmen, ist unsere Feedback-zum-Feedback Option. Mit einem einzelnen Mausdruck können die Evaluationsergebnisse im Nachgang an Teilnehmer, Trainer und Führungskräfte in gewünschtem Ausmaß rückgemeldet werde. Das nimmt viel Wind aus den Segeln, da das Thema Evaluation in vielen Unternehmen als unnötiger Mehraufwand ohne Aussage verschrien ist.
Wenn ich meiner Belegschaft aber zeige, dass ihre Meinung wirklich gehört wird und der Fragebogenzettel nicht nur in der internen Hauspost verstaubt, steigt auch deutlich die Bereitschaft zu qualifiziertem Feedback. Ganz beiläufig erzielen wir so auch eine Rücklaufquote von über 80% und erfreuen den Betriebsrat.
Bei all dem Stress des Gründerdaseins: Wie bildest Du Dich selbst weiter?
Ich persönlich lese viel, da ich vom Lerntyp her so am besten lerne. Blogs, Zeitschriften, Bücher…alles. Gleichzeitig bin ich aber auch ein großer Fan von TedTalks. Um nicht ganz den Anschluss zu verlieren was unsere Mitarbeiter im IT Bereich da immer zaubern und vor allem wie sie das machen buche ich auch den ein oder anderen Udacity Kurs.
Bei spezifischen Themen die mit einer Gründung einfach einhergehen, z.B. Steuern & Buchhaltung, nutze ich aber auch die klassischen Weiterbildungsformen.
Was sollte Deiner Meinung nach eine Weiterbildung beinhalten, damit sie effektiv ist?
Eine Weiterbildung sollte immer ein klares Ziel verfolgen. Zu häufig werden Weiterbildungen immer noch als incentive genutzt. Dies ist nicht per se negativ, wenn ich einen Mitarbeiter aber in einem Bereich schule und ihm später keine Anwendungsmöglichkeit hierfür biete, dann bringt auch die Unterbringung im tollsten Hotel der Stadt nichts – dann tritt Frustration ein.
Eine Weiterbildung muss mir die Möglichkeit geben spezifische persönliche Ziele abzuleiten. Das ich nach einer Präsentationsschulung besser präsentieren möchte ist klar. Ziele müssen individueller sein, z.B. will ich danach endlich wissen, was ich mit meinen Händen während der Präsentation machen soll, anstatt meinen Kuli zu zerstören.
Ihr seid auch auf der Zukunft Personal in Köln – wo kann man Euch da finden und wenn ich dort nicht bin: Wie kann ich Euch sonst erreichen?
Wir freuen uns auf Besuch in Halle 2.1 im Startup Village – Standnummer S.08. Zusätzlich halten wir am 18.10.2016 um 10:20 – 10:35 Uhr sowie am 19.10.2016 um 14:20 – 14:35 Uhr auf der Start-Up Stage in Halle 2.1 Vorträge mit dem Titel Weiterbildungsevaluation – Was folgt auf die Happy Sheets? Und wir steigen auch noch in den Ring – Am Mittwoch um 17 Uhr sind wir beim founders fight mit von der Partie.
Ansonsten über http://www.evalea.de oder sehr gerne einfach durchklingeln unter 069 42 69 0850. Wir freuen uns auch stets über Follower bei Facebook und Twitter .
Lieber Timo, Danke Dir für die Einblicke in die PE der Zukunft.
Kommentar verfassen