Hier also Nummer 2 der Interviewreihe: Coole Interviews von und mit coolen Menschen. Wie immer kenne ich nur den Interviewer, in diesem Fall Jens Munsel-Gerber, „The Man“ für Digitales, Kundenmanagement und Kooperationen bei berufundfamilie Service GmbH.
Ich habe gerade 10 Minuten fieberhaft überlegt, wie ich Jens eigentlich kennengelernt habe und mir fällt es nicht ein – mit hoher Wahrscheinlichkeit weiß Jens es aber noch. Er ist nämlich nicht nur ein fantastischer Gesprächspartner, er kann auch eines richtig gut: Zuhören, sich das Gesagte merken und irgendwann später nochmal rauskramen. „Du hast doch mal erzählt…“, „Weißt du noch…“ – für mich, die sehr viel redet, wenn der Tag lang ist, bisweilen manchmal eine echte Herausforderung. Aber das tolle an Jens: Er ist nie beleidigt, wenn ich mich nicht erinnere und er ist sehr geduldig.
Jens ist ein echt super Netzwerk-Vorbild für alle, die netzwerken nervig finden. Warum? Weil er sich nie laut in die erste Reihe drängelt, sondern seine Gesprächswunsch-Partner erstmal leise sondiert und dann in einer sehr angenehmen Art auf ihn oder sie zugeht. Er zeigt, dass man auch mit dieser Taktik erfolgreich Kontakte knüpfen kann.
Was sich alle Front-row-Schweine von ihm abschauen können: Er konzentriert sich voll und ganz auf seine Gesprächspartner und hat ehrliches Interesse an einer Konversation und ist nicht der „Stößchen – ach da vorne muss ich auch mal schnell „Hallo“ sagen, bis später dann!“-Typ. Was ihn auf jeden Fall zu einem Fels in der Brandung jedweder Veranstaltung macht – selbst auf Henners legendärer HR-Night. Jetzt weiß ich auch wieder, woher ich Jens kenne! Auch dort war er ein absoluter Ruhepunkt in der wuseligen Menge.
Umso spannender finde ich, dass sich der ruhige Fels in der Brandung mit In Ja Geiss eine Interview-Partnerin ausgesucht hat, die für ihn wiederum „eine Ruhe in der hektischen Welt und insbesondere im turbulenten Berlin ausstrahlt“. „Ob ich das allerdings so kopieren kann, wage ich zu bezweifeln“, sagt er. Ich bezweifel da gar nichts, lieber Jens. Und lieben Dank schon mal an dieser Stelle dafür, dass du mit In Ja jemanden ins Interview-Boot geholt hast, der zeigt, wie „einfach“ es auch gehen kann mit dem Lebens- und Karriereweg.
Besonders hat mich In Jas Schilderung ihres Bewegungsdranges in der Kindheit berührt, weil es bei mir sehr ähnlich war. Ich habe wirklich sehr viele Sportarten ausprobieren dürfen und bei mir war immer Schluss, wenn ich auf Turniere sollte. Da hatte ich entweder „Bauchweh“ oder „die Oma hatte Geburtstag“ (gut lügen konnte ich leider noch nie).
Also, lockert schon mal eure Schultern und macht euch bereit für ein wirklich schönes Interview mit In Ja Geiß.
Jens über In Ja:
In Ja ist für mich ein Beispiel dafür, wie viel Ruhe ein Mensch ausstrahlen kann. Bei ihr kann man sich abschauen, wie wichtig Erholung, Entspannung und Ausgeglichenheit für das gesamte Leben und den eigenen Beruf sein können und wie authentisch es ist, wenn ein Mensch seine Berufung gefunden hat. In Ja ist da auf jeden Fall ein sehr gutes Vorbild für mich. Auch wenn ich nicht immer alles sofort umsetzen kann, so nehme ich zumindest immer wieder ein paar Anregungen, die sie mir in persönlichen Zusammentreffen mitgibt, in meinen Alltag auf.

Hallo In Ja. Erzähl doch am besten selbst mal, was du machst.
Zudem habe ich mit vier Freunden eine kleine, aber feine Firma gegründet: ShiatsuCARE Gesundheitsmanagement UG. Wir bieten betriebliches Gesundheitsmanagement aus fernöstlicher Sicht für Berliner Unternehmen und ihre MitarbeiterInnen an.
Wie kommt man darauf, sich beruflich so viel mit Bewegung zu beschäftigen? Steht man morgens auf und sagt: Jetzt hab ich’s…?
Mein Weg in beruflicher Hinsicht könnte vielleicht in einem Alter von ca. 8 Jahren angefangen haben. Schulfreunde gingen zum Turnen in einem Verein und die Faszination für Bewegung aus mir selbst heraus bekam eine Bühne. Meine Eltern waren da gar nicht so hinterher, doch meine beiden jüngeren Schwestern und ich forderten sie auf, uns fast jeden Tag die Woche zu irgendeiner anderen Sportart zu fahren bzw. abzuholen. Wir turnten, tanzten, ritten, spielten Volleyball, Handball und schwammen.
Ich war nie besonders gut in irgendwas, der Wettkampfmodus lähmte mich richtiggehend, doch ich nahm überall etwas mit – ein Gefühl für Körper in Bewegung. Später dann die ganze Palette aus dem Groupfitnessbereich, vom Aerobic und Bodyshape bis Aqua, über Cycling und Langhantel bis hin zum Yoga, Beckenbodentraining und Pilates – überall empfand ich nicht nur Spaß an, sondern so etwas wie Sinn in der Bewegung und das dringende Bedürfnis, dieses mit anderen zu teilen und weiter zu tragen.
Alle anderen Tätigkeiten in meinem Leben waren zu jener Zeit eher notwendiges Übel, meine Krankenschwesterausbildung, das Studium der Politik – nebenher lief am Vormittag oder am späten Abend mein eigentliches Leben: Sport mit Gruppen als Aerobictrainerin in diversen Fitnessstudios und Vereinen in Berlin.
In der Ausbildung zur Heilpraktikerin fand ich dann diese Verbindung zwischen Körper und Geist aus Sicht der alternativen Medizin. In meiner Praxistätigkeit verbinde ich die Erfahrungen meiner Lehrjahre in Form von Homöopathie-Sitzungen, Shiatsu- und Fußreflexzonenbehandlungen sowie in therapeutischen Pilates- & Yoga-Einzel- und Kleingruppeneinheiten.
Wenn man das liest bekommt man wahlweise Gewissensbisse beim Griff in die Chipstüte oder den sofortigen Drang, sich zu bewegen. Warum sollte man zu dir kommen? Was machst du aus deiner Sicht anders als deine Kollegen?
Mir geht es nicht um das Ergebnis in der Körperarbeit, das ist für mich eher zweitrangig. Mein Ziel ist der Prozess, das sich Einlassen auf das, was wir an Grundvoraussetzungen mitbringen. Ich finde es total spannend, wie Menschen sich selbst begegnen, ihrem Körper und darüber ihren Möglichkeiten sich in selbst auszurichten – ohne etwas hinzu zufügen oder wegnehmen zu müssen. Wir machen unsere Erfahrungen durch und mit diesem Wunderwerk an stofflicher Substanz.
Unser Körper funktioniert wie Mathematik und entspricht sich in seinen Verhältnissen immer wieder selbst, darauf können wir uns verlassen und immer drauf zurück greifen.
Dieses Gefühl von Verlässlichkeit auf und in sich selbst im Alltag ist ein einzigartiges Geschenk, was sich ein jeder selbst machen kann. Und das ist etwas, woran wir uns immer wieder gegenseitig erinnern können.

Gab es irgendwelche Hindernisse oder Hemmnisse auf deinem Weg in die Selbstständigkeit?
Als klassisches Hindernis würde mir spontan nichts einfallen, einfach weil ich auch nie ein bestimmtes Ziel hatte, für welches es Hindernisse zu überwinden galt. Die Dinge haben sich so ergeben, boten sich an, machten in jenem Moment mehr oder weniger Sinn. Nicht immer erschien mir alles gleich richtig oder wichtig, doch im Nachhinein kann ich auch nicht behaupten, dass irgendetwas davon absolut unnötig gewesen wäre.
Manche Dinge gingen mir hin und wieder zu schnell, viele zu langsam und auch frustrierend unergiebig, doch muss man am Ende des Tages dem Leben zugestehen: es ist immer gut so wie es ist.
Erkennen kann ich immer mehr: „Das Gras wächst nicht schneller, indem man daran zieht.“
Und was das Thema Glück im Leben angeht, halte ich es mit Dürrenmatt: „Der Zufall trifft auf einen vorbereiteten Geist.“ Das schließt auch schön an einer dritten gehörten Lieblingsweisheit an: „Tu alles, was getan werden muss. Und dann lass los.“
Liebe In Ja, Danke für das Interview.
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