Berufswunsch Personaler*in Revisited: HR-Karriere im Wandel

Einer meiner meistgelesen und über die Jahre immer wieder geklickten Beiträge auf hrisnotacrime.com lautet: „Berufswunsch Personaler – eine persönliche Betrachtung in 6 Learnings“. Er ist aus 2017 und seitdem hat sich nicht nur meine Karriere weiter verändert, sondern auch die Gegebenheiten für den Job. Es gab regelrechte Hochphasen der HR in Deutschland. Insbesondere im Startup-Bereich hat man scheinbar auf einmal erkannt, wie wichtig diese Funktion ist. VCs und Investor*innen wollen wissen: Wie plant ihr Wachstum, was sind die Rahmenbedingungen?
Nicht selten ist im ersten Pitchdeck schon jemand dezidiert für People & Culture benannt. Selbst harte Promi-Business-Hunde wie Carsten Maschmeyer kommen auf den HR-Geschmack – zumindest wenn man LinkedIn glauben darf.

HR-Hype: Was sich seit 2017 in der Personalwelt getan hat

Besonders der Recruiting-Bereich ist in den letzten 6 Jahren zu einer ganz neuen Disziplin ausgereift. Unternehmen haben große Talent Akquisition-Abteilungen formiert, in denen sich neben Recruiter*innen auch Active Sourcer*innen tummeln. Auch Learning & Development nahm nach der Corona-Krise einen großen Schwung. Nach dem Stillstand kam die große Welle des Re- und Upskilling: „Wir müssen weiterdenken, wir brauchen Lösungen für unsere Arbeitsmannschaft von morgen!“, lautete das Credo.

Aktuell ist es vielerorts etwas ruhiger geworden. Deutschland sieht sich vor allem im Mittelstand momentan in zwei Lager geteilt: Vorsichtige Hoffnung und knallharter Sparkurs. Viele Unternehmen nutzen momentan wieder Mittel wie Kurzabeit, um die schwache Konjunkturphase zu überbrücken. Die Entlassungswellen, selbst bei den großen Tech-Giganten wie LinkedIn und Meta, spülen momentan international viele Recruiting- und HR-Profile auf den Markt.

Skillgaps und Weiterbildungsdrang: HRs Schlüsselrolle in Deutschland

Dennoch glaube ich, dass gerade aktuell die perfekte Zeit ist, um in den HR-Bereich einzusteigen. Denn eines ist gesetzt: Die Lernkurve war in den letzten Jahren nie so hoch wie gerade. Künstliche Intelligenz, immer mehr und bessere Tools und das immer größer werdende Bewusstsein der Unternehmen für Talentgewinnung und Retention-Management, geben der Position mehr denn je Berechtigung.

Schauen wir auf den Bereich der Aus- und Weiterbildungen, kommt der Disziplin der Personalentwickler*innen in Deutschland eine wichtige Schlüsselfunktion zu. Über die Hälfte der deutschen Unternehmen gehen von einem Skillgap aus. Der Scope der Tätigkeit von Personalentwickler*innen hat längst das schnöde Heraussuchen von Schulungen überschritten. Vielmehr wird diese HR-Disziplin immer mehr zur strategischen Entscheidungsschmiede der Organisation. Was geht, was geht nicht? Wo sind Hidden Talents, wo sind dringliche Reskillings von Nöten, damit der Laden auch in Zukunft rund läuft? Das ist klassische Organsiationsentwicklung und diese Funktion gehört daher dringend mit einem direkten Stecker zu Management und strategischen Entscheider*innen versehen.

Dabei müssen sich die Personalentwickler*innen aber auch selbst neue Skills aneignen: Wer bis jetzt nicht einmal ChatGPT in den Browser eingegeben hat, sollte aber mal schleunigst loslegen. Und das gilt nicht nur in dieser Rolle. Denn das ist erst der Anfang…

Die HR Business Partner: Die Superhelden der modernen People-Arbeit

Die klassische HR Business Partner-Rolle wird immer anspruchsvoller. Wo früher das Vorlegen von Unterschriftenmappen und ein bisschen offenes Ohr für die Sorgen und Nöte gereicht haben, wird diese Position (so die Organisation es zulässt) zum strategisch unverzichtbaren Partner für die Führungskräfte. Der/die durchschnittliche HR Business Partner*in in Deutschland hat mehr Wissen zu Personalarbeit als das gesamte Management, da lehne ich mich jetzt weit aus dem Fenster, aber das auch zurecht. Die moderne Funktion rangiert irgendwo zwischen Arbeitsrechtler*in, Coach*in, Kommunikator*in, Mediator*in, Sachbearbeiter*in, Gesundheitsmanager*in… und einer kleinen Krake, die den ganzen Tag so viele Informationen verarbeiten muss, dass einem ganz schwindelig werden kann.


Einen gut ausgebildeten Stab an Business Partner*innen kann das halbe Unternehmen schmeißen und auch aktive Organisationsentwicklung betreiben. Als Schnittstelle zwischen Management und Teams sind sie aber auch immer in einer Doppelrolle zwischen den oft mit Nachdruck vorgebrachten Anforderungen der Teams und dem „Nein“ aus dem Unternehmens-Management. Es bleibt also immer noch (wie im ursprünglichen Artikel von 2017 beschrieben) ein sehr anspruchsvoller Job.

Recruiting als Einstiegsdroge: Der unkonventionelle Weg in HR

Immer wieder bekomme ich die Frage gestellt, wie man denn nun einen Einstieg in den HR-Bereich findet. Ich glaube, der einfachste Quereinstieg oder fachfremde Einstieg gelingt im Recruiting. Ist man noch ganz am Anfang seiner Karriere, sollte man sich weniger den Kopf machen, ob man das Richtige studiert hat. Die Motivation zählt. Im Praktikum erwarten die meisten Firmen keinen Menschen, der die betrieblichen Abläufe schon auswendig gelernt hat (Surprise! „In echt“ sind diese dann eh anders). Vielmehr kommt es auf die eigene Motivation an. Daher würde ich hier immer ein kleines Motivationsschreiben passend zur Stellenanzeige erstellen.

Für Arbeitnehmer*innen, die später in der Karriere starten, ist tatsächlich ein Einstieg im Recruiting oft einfacherer. Warum: Es ist ähnlich wie Sales ein sehr zahlengetriebener Job, der – und da muss man auch transparent sein – manchmal auch etwas eintöniger sein kann. Denn bis man dann zum Kennenlernen des Menschen hinter dem CV kommt, muss vorher eine Menge Prozess- und „Papierkram“ erledigt werden. Klar, es gibt Automatisierung, aber nicht alle Unternehmen sind schon so aufgestellt.

Das oft schlechte Grundgehalt als Quereinsteiger*in kann man hier z. B. über Boni und Prämien wieder reinholen. Ich kenne viele Recruiter*innen, die irgendwann in eine Business Partner- bzw. andere HR-Funktion gewechselt sind. Wieder andere entdecken ihre große Liebe für diesen Bereich und entwickeln sich dort weiter.

Die Karriereleiter in HR: Kein Fahrplan, aber ein Ziel

Es gibt im HR-Bereich kein Richtig und kein Falsch. Bei meinem Berufseinstieg wurde mir als Trainee eine tolle Management-Karriere versprochen, die für mich nicht eintrat. Ich habe mir also über viele Umwege selbst meinen Weg gesucht und dieser Blog war der Start- und Angelpunkt meiner Reise und bleibt es hoffentlich auch weiterhin. Seit gut 7 Jahren gibt es jetzt diesen Blog und welche Wege meine eigene Karriere seitdem genommen hat, das hätte ich mir damals auch nicht so recht gedacht.

In einem Interview wurde ich letztens gefragt, wie man die Karriere bis zur Chief People Officer schafft und meine lapidare Antwort war: „Einfach weitermachen. Auch wenn man mal keinen Bock mehr hat, einfach weitermachen.“ Und diesen Satz fühle ich wirklich sehr, denn meine Karriere war bisweilen hart und von Selbstzweifeln und sehr schwierigen Umfeldern geprägt. Ich habe ein tolles Netzwerk an ganz unterschiedlichen Leuten, die mich zu verschiedenen Punkten meiner Karriere ein Stück mitgenommen haben, denen ich Dinge anvertrauen und denen ich bei Themen helfen konnte. Daraus sind auch viele Freundschaften entstanden.

Netzwerken im HR: Erfolg durch authentische Beziehungen

Wenn du am Start deines Berufslebens bist oder mittendrin und denkst: „Hm, wenn ich morgen keinen Arbeitsplatz mehr hätte, wüsste ich ehrlich gesagt nicht, wen ich anrufen kann“ – dann wird es Zeit, dir ein Netzwerk aufzubauen. Werde sichtbar auf LinkedIn, indem du Gedanken teilst oder Beiträge kommentierst. Schlepp dich nochmal abends zu Veranstaltungen, auch wenn dein Tag nicht der Beste war und hole dir Inspiration sowie im Get-together danach auch eine Portion Ehrlichkeit ab (die meisten Personaler*innen sprechen auch sehr offen über Themen, die bei ihnen gerade nicht so laufen). Trau dich einfach, die Menschen anzusprechen oder anzuschreiben, die dich inspirieren oder die du toll findest.

Hast du Fragen zu diesem Blogbeitrag? Dann schreib mich doch einfach an oder noch besser: Mache einen Beitrag auf LinkedIn, erwähne mich darin und dann geb ich dir einfach was von meiner Reichweite und meinem Netzwerk ab. Ich hab da schon die dollsten Dinger geschehen sehen, obwohl ich nur mal angeschubst ab. Und das Wichtigste: Vertraue dir und mach dein Ding!

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